Gleich zwei Projekte, Start im Herbst 2006:
Schals ... mit wenig Paaren


Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, dass es möglich sein MUSS, auch mit wenig Paaren einen schönen Schal zu klöppeln.
Grund: Die meisten meiner Klöppel-Freundinnen sind gelernte Bänderspitzenklöppler. Sie arbeiten in der Regel auf der Rolle - und "fürchten" sich vor vielen Paaren ...


Zuerst ist der Sommer-Schal in Torchon-Technik entstanden: Schal in ROT
Beim Entwerfen habe ich darauf geachtet, dass das Arbeiten für Rollen-Klöppler möglichst komfortabel wird - also die Rolle möglichst selten hochkant gestellt werden muss.
Original ca. 8cm breit

Als Garn hatte ich - zum allerersten Mal - "Klöppel-NYLON" von Hartmann&Deffner verwendet. Dies ist aus reiner Kunstfaser, es glänzt wunderschön, ist absolut reißfest - lässt sich prima verarbeiten.
Und es hat einen unschlagbaren Preis - Materialverbrauch für den 2 m langen Schal weniger als 2 Spulen, jeweils nur knapp zwei Euro ...


Weil alles so gut geklappt hat, bin ich auf die Idee gekommen, den Schal Hartmann&Deffner als Ausstellungsstück zum kommenden Kongress in Schneeberg anzubieten - und den Klöppelbrief gleich noch dazu:
1. Als Muster, wie toll das Klöppel-Nylon verarbeitet aussieht
und
2. als "Beweis", dass man auch auf der Rolle einen Schal machen kann - mit nur 8 Paaren !

Nun hoffe ich, dass alles klappt.
Schal in Schneeberg

Nachtrag - nach dem Kongress:
Es hat wunderbar funktioniert. "Meinen" Klöppelbrief gab es in Schneeberg am Stand von Hartmann&Deffner zu kaufen.
Und auch mein Vorführmodell war ausgestellt, hier das Beweisfoto:

Wie gut sich der Brief nun wirklich verkaufen ließ, das weiß ich natürlich nicht - Frau Deffner hat sich jedenfalls sehr bedankt ...
Im online-shop ist der Brief zur Zeit nicht gelistet - noch nicht.

Die zweite Arbeit in dieser Reihe ist ein mehrfarbiger Schal mit Hunnia-Gründen.

Das Buch
Ich habe kurz vor Weihnachten von einer der Autorinnen das Buch “Gründe der Hunnia-Spitze” geschenkt bekommen. Danke, Anni.

Ein Merkmal dieser Spitzenart, die in Ungarn entwickelt wurde, sind Leinenschlagbänder. Zur Mustergestaltung werden diese Bänder manchmal breiter - sie werden dann mit den verschiedensten Gründen gearbeitet. 100 solcher Gründe sind im Buch vorgestellt. Alle Gründe beinhalten ein Laufpaar.

Für den Schal-Entwurf habe ich mehrere solcher Bänder als Streifen nebeneinander gesetzt. Diese können separat geklöppelt werden - also auch "mit wenig Paaren" zu arbeiten.
Die Entwicklungs-Geschichte des Entwurfes - vom Garnkauf über einige nicht so erfolgreiche Entwürfe bis zum endgültigen Brief - habe ich im Forum des Klöppelclubs in meinem Tagebuch aufgeschrieben: link


Auch wenn mein Schal jetzt noch nicht fertig ist - den Klöppelbrief, samt Tipps und kurzer Arbeitsanleitung, gebe ich gern weiter - wenn Sie mir einen frankierten Rückumschlag in A4-Größe schicken. - Einfach per Email nachfragen: email senden

Der kommende Kongress in Schneeberg könnte nämlich die perfekte Gelegenheit sein, sich das Seidengarn in den eigenen Lieblingsfarben vor Ort zu kaufen ...


Probe-Stückchen

Zuerst habe ich Probe-Stückchen geklöppelt.
Die sind klasse, um die Technik auszuprobieren - und ganz wichtig zur Auswahl der Farbzusammenstellung des Schals.

(Außerdem kann man mit ihnen das Zusammenfügen schon mal üben.)

Probe-Stückchen zur Farbauswahl
Meine Lieblingsfarben ...

Jeder Streifen für den Schal kann extra geklöppelt werden: Laufpaar, dazu 6 oder 8 Längspaare und am Rand jeweils ein Halb-Konturpaar - zusammen also 9 bzw. 11 Paare.
Die Streifen können durch Zusammennähen verbunden werden - "echt Hunnia" wird es mit zwei zusätzlichen Paaren, dann mit viel Anhäkeln.
(Flachbrett-Klöppler können natürlich auch gleich die komplette Schal-Breite arbeiten ... das wären dann natürlich viel mehr Paare ...)


der 1. - in braun Streifen 2 und 3: orange + rot
Ich habe meinen Schal in der Mitte mit einem braunen Streifen begonnen, diesen etwas mehr als 2 Meter lang geklöppelt.

Dann kamen Orange und Rot dazu - um später etwas Anhäkeln zu sparen, erledige ich das Anhäkeln an den Braunen hier gleich mit ... man könnte auch einzeln arbeiten ...

Fotos vom 06.02. bzw. 24.02.2007

Es macht Riesen-Spaß, jedesmal ein neues Muster auszuprobieren - das wird NIE langweilig.

Wenn ich so drüber nachdenke:
Mir scheint dieser Schal eine richtig gute Möglichkeit zu sein, für einen Kurs oder für das Arbeiten in einer Gruppe.
Da bräuchte nämlich jeder Teilnehmer am Anfang nur ein oder zwei Probestückchen zu arbeiten - das reicht, um alles Klöppel-Technische zu begreifen, auch für Fast-Anfänger.
In der Gruppe hätte man dann genug Farb-Proben, um gemeinsam für jeden die passende Farbzusammenstellung auszusuchen. Macht bestimmt mehr Spaß, als alleine zu entscheiden ...

Und am Ende wird sowieso jeder Schal ein Unikat: Andere Farben, mit Sicherheit andere Einzel-Muster, die Schal-Breite und Länge kann man sich auch aussuchen ...
Es könnte auch spannend sein, welche Muster in der Gruppe "erfunden" werden ...


Streifen 4 und 5: noch mal orange + lachs-rot Detailfoto
Neue Streifen:
Noch einmal orange, jetzt etwas schmaler und lachs-rot.

Fotos vom 04.03.2007

Rand-Streifen, 6 und 7: noch mal lachs-rot + bronze
Irgendwann Mitte März hatte ich durchgezählt - und es bestand eine Chance, den Schal - vielleicht - doch noch vor dem Kongress in Schneeberg fertig zu bekommen. Danach habe ich wirklich fast jede frei Minute "gearbeitet".

Foto vom 26.03.2007
Jetzt schon mit Rand-Streifen:
Noch einmal lachs-rot und die andere Seite in bronze - das ist die Farbe, die ich sonst zum Zusammenfügen verwendet hatte.


Ende in Sicht

Foto vom 09.04.2007

Nur noch wenige Tage bis zum Kongress. Unser Busfahrttermin: 14.04.
Man sieht ja schon das Ende unten ...

In der Zwischenzeit hatte ich einige Anfragen nach meinem Klöppelbrief - "ohne Fertig-Foto" - über jede einzelne habe ich mich sehr gefreut. Ich hoffe, ich habe alle beantwortet - ansonsten bitte noch einmal melden.

Fertig-Foto

Detail
Geschafft:

Am Donnerstag abend vor dem Kongress, 12.04.2007, wurden die letzten Fransen angeknüpft, am Freitag war Premiere (im Büro) und natürlich habe ich meinen Schal am Samstag in Schneeberg spazieren getragen.

Seitdem hänge ich ihn mir wirklich immer mal um - nicht nur einmal in der Woche. Gut, dass ich mich für die dünne, nicht fusselige Seide entschieden hatte - das geht auch bei den Frühsommer-Temperaturen.

Ich bin sooo stolz auf mich und freu mich jedesmal, wenn ich den Schal nur angucke.

Die Abschlussfotos sind vom 30.04. - eher hatte ich das Fotografieren nicht geschafft, wir sind mittendrin im Umzugsstress.



Noch ein paar Daten:
Mein Schal ist gut zwei Meter lang geworden, ohne Fransen exakt 205cm.
Er wiegt 54 Gramm.
Für einen Streifen hat eine 10g-Spule der dünnen Schappe-Seide von Zürcher und Stalder gereicht. (Aufpassen beim Einkaufen, es gibt die Spulen mit 10, 20 und manchmal auch 50 g.)
Für die Konturfäden hatte ich eine 20g-Spule der fusseligen Tussah-Seide, von dem ist noch reichlich übrig.
Reste der dünnen Seide eigneten sich gut als "Ersatz" für das Moravia-Leinen40/2. Ließ sich auch gut stärken bei den Jana-Novak-Vögelchen. Somit wäre also meine Resteverwertung gesichert ...

Das Angeot von oben, für die Versendung des Klöppelbriefes, gilt übrigens noch ...

Was ich als Nächstes machen werde ???
Zuerst: Umziehen - vorher werden keine Klöppel mehr angefasst.
Beim Kongress hatte ich mir einen "Vorrat" an Seide und auch Nylon in ganz anderen Farbtönen zugelegt. Und vielleicht kann man den Hunnia-Schal auch mit Nylon arbeiten ...


Nachtrag im Sommer 2008:
Vollbild Noch einer, diesmal in Grün-Tönen. Und nicht ganz so breit.

Vollbild Ich weiß nicht mehr so ganz genau, wann ich angefangen habe. Irgendwann im vorigen Jahr, im Sommer nach dem Umzug. Geklöppelt meist draußen auf dem Balkon - also zwischdrin auch mit größeren Pausen. Fertig gestellt im Juni 2008.
Vollbild


© 2007 . Steffi Reinhardt . email senden