Das bisher zeitaufwändigtse Projekt, Start im Sommer 2005 - beendet kurz vor Weihnachten:
Ein Schal ... in Binche


Im letzten Herbst beim Kurs von Inge Theuerkauf in Bad Laer hatte ich meine erste Binche-Spitze begonnen.
Diese Spitzenart gefällt mir wirklich gut: Ganz zart und sehr schön anzuschauen.

Buch:
Beim Kongress 2005 in Weingarten hatte ich bei den Händlern möglichst dünnes Garn in meinen Lieblingsfarben gesucht. Dort dann - quasi "auf Vorrat" - das BW-Garn Aurifil in Orange und Terrakotta gekauft.

Dazu das Buch "Binche-Spitzen" von Erdmute Wesenberg, herausgegeben 2000 vom Deutschen Klöppelverband e.V.


Wieder zu Hause - und noch voll mit den Eindrücken von der tollen Modenschau in Weingarten - hatte ich mir dann aus dem Buch eine Spitze herausgesucht, die sich für einen Schal eignen könnte:
Spitze Nr. 7: Ein sehr schönes Blumenmuster. Mit einem - für meine Verhältnisse - ziemlich langem Mustersatz. 62 Paare.
Somit hinreichend kompliziert beim Klöppeln - und es dauert schön lange, ehe etwas fertig ist.
(Das spart das Kopfzerbrechen, was man denn nun als nächstes klöppeln könnte.)



Probestück Binche
Zuerst ein Probestück ...

Für "meinen" Schal wollte ich das dünne, farbige Garn verwenden. Ich hatte aber keine Vorstellung, ob die Spitze auch farbig gut aussieht, ob das Garn geeignet ist, ob die Spitze dann auch als Schal tragbar wäre - also wie sie sich anfühlt und ob sie gut fällt ... also ein Probestück ... da kann ich auch noch probieren, wie ich mit dem Muster zurecht komme.

Für mein Garn habe ich den Original-KB auf 180 % vergrößert. Damit wird die Spitze ca. 5 cm breit.

Für Anfang und Ende musste ich mir selbst etwas einfallen lassen - im Buch sind alle Muster nur als Meterspitzen gezeichnet.
Ich habe die Blattranke in der Mitte geteilt und dort schräg begonnen - mit genau dem Rand, der die gesamte Spitze umrahmt.
Außerdem habe ich noch den Rand geändert - im Buch ist es eine Besatzspitze, also links mit Rand zum Annähen und rechts Pikots - ich wollte es aber gleichmäßig.

Das Probestück umfasst einen kompletten Mustersatz.
Ich war sehr zufrieden, nur ein paar Änderungen sind nötig:
- Die Spitze greift sich gut an und scheint (ohne Stärken) auch gut zu fallen.
- Das Muster klöppelt sich gut. Durch die einzelnen "Blätter" ergeben sich genug Möglichkeiten für Pausen - man findet auch am nächsten Tag schnell, wo man weitermachen muss.
- Das Garn war nur einmal gerissen - und das war meine Schuld.
- Die Picots werde ich lieber weglassen. Die könnten sich bei einem Schal sonst im Kleid verhakeln ...
- Und ich werde doch lieber das dunklere Terrakotta-Garn verwenden - das sieht irgendwie edler aus.
- An dem Probestück habe ich im Juni ca. 2 Wochen gearbeitet.


Der Anfang

Zum Bewickeln der 124 Klöppel habe ich fast eine Woche gebraucht - pro Klöppel ca. 4 bis 5 Meter Garn. Mal sehen, wie weit ich damit komme ... denn eigentlich möchte ich in dieser feinen Spitze ohne Anknoten auskommen ...

Start war am Freitag, den 15. Juli. Am ersten Abend habe ich aber nicht mal den oberen Rand mit dem Einhängen aller Paare geschafft.
Dafür war am Samstag dann aber die erste (halbe) Ranke fertig.


Fotos ...

31. Juli
31. Juli
Nach zwei Wochen Arbeit konnte ich gestern den zweiten Papier-KB unten anfügen.

Und weil man jetzt wirklich schon etwas erkennen kann, hier noch ein Detailbild zum Anklicken: Vollbild


19. August
19. August
Am Donnerstag war endlich mal wieder schönes Wetter, am Freitag auch ...
Ich hatte mein Kram in eine Kiste gepackt und im Garten weiter geklöppelt. Und sogar an den Fotoapparat gedacht.

Am Anfang hat man noch (fast) an jedem Abend gesehen, was ich geschafft habe. Jetzt muss man schon genauer hingucken:
Der dritte Mustersatz ist fast fertig.

Oder messen: Es sind jetzt 30 cm.

September
Irgendwie musste ich auch mal etwas anderes machen - zwischendurch habe ich gestrickt !
Näheres, auch Fotos, unter Stricken



22. Oktober
22. Oktober

Ich hatte den fertigen Teil in den letzten Wochen ordentlich auf eine Papprolle gewickelt - nur für das Foto drapiert ...

Gemessene 75 cm sind schon ein schönes Stück.


Technische Zeichnung - Detail
Für dies komplizierte Muster brauche ich auch nach mehreren Mustersätzen immer noch die farbige technische Zeichnung.

75 cm sind einfach noch nicht genug, um das Muster auswendig zu können. Da kann man nachvollziehen, dass die Klöpplerinnen ganz früher ihr Leben lang nur wenige Muster gearbeitet haben.

Um nicht durcheinander zu kommen, habe ich in Bad Laer im vorigen Jahr dies gezeigt bekommen:

Technische Zeichnung auf eine Platte heften, z.B. auf einen übrig gebliebenen Schiebeplatteneinsatz.
Dann in jeden erledigten Kreuzungspunkt der farbigen Linien (also den schon geklöppelten Schlag) ein Loch pieksen. Oder mit einem Stift einen Punkt malen. Zusätzlich stecke ich auch auf der Zeichnung Nadeln in alle Nadelpunkte.

Kann man auf dem Foto erkennen, wo es weiter geht ?
- Rechts -
... mit der Schneeflocke, rechts oberhalb der Blüte ...


Technische Zeichnung Technische Zeichnung - Rückseite



Natürlich "verbrauche" ich so einige Seiten mit Farbzeichnungen - zum Glück gibt heutzutage Farbkopierer.



Verbrauchte Farbzeichnungen sehen so aus, gezeigt einmal von vorn und von der Rückseite.


Pricking Pricking - Rückseite
Auch das Pricking, also der eigentlichen Klöppelbrief, sieht auf der Rückseite interessant aus - da sieht man dann nur noch die Nadelpunkte.

Im Gegensatz zur Zeichnung kann ich das Pricking durchaus mehrfach verwenden.
Normalerweise, d.h. bei kleineren Motiven, klebe ich die Klöppelbriefkopie auf Pappe (gern Trennblätter, weil diese für mich die perfekte Stärke haben). Darauf dann farbige Klebefolie.

Hier, mit dem mehrfachen Ansetzen, habe ich nur die Papier-Kopie mit Folie beklebt. Damit es nicht so dick wird an den Überlappungsstellen.
Die obere Kante musste sehr exakt geschnitten werden (am besten die Nadelpunkte in der Mitte durchschneiden) - damit beim Überlappen jeder Nadelpunkt des neuen Blattes perfekt auf dem alten Blatt liegt.

Die Papp-Trennblätter liegen dann "lose", also ohne aufkleben, unter dem Klöppelbrief. Die Pappen müssen so nicht überlappt werden - denn das wäre mir dann zu dick für die Stecknadeln.

November
2005 war ich zum 2. Mal zum Klöppelurlaub in Bad Laer. Und natürlich habe ich dort am Schal weiter gearbeitet. In der einen Woche ca. einen Mustersatz geschafft - jetzt fast am Ende ... Abklöppeln wollte ich aber lieber in Ruhe zu Hause.


Dezember 2005
Der Schal ist fertig ! Fotos kommen noch.


© 2005 . Steffi Reinhardt . email senden